MIES (Schweiz) - Der ehemalige Champion trifft auf einen den Favoriten auf den Titel in diesem Jahr. Teneriffa gegen Jerusalem ist das Duell der Giganten im Viertelfinale.

Beide Teams wollen ins Final Four

Der Weg ins Viertelfinale

Iberostar Teneriffa: Der Champion von 2017 spielte in der Gruppe B gegen PAOK, Nanterre 92, Umana Reyer Venezia, UNET Holon, die Telekom Baskets Bonn, Fribourg und Opava und sicherte sich den ersten Platz. Die einzigen beiden Niederlagen ereigneten sich zuhause gegen PAOK und Venedig mit einem und zwei Punkten. 

Sieben Spieler aus dem 2017er Kader sind noch an Bord. Kein Wunder also, dass Teneriffa von Beginn an aufdrehte. Das Highlight der Saison war der Sieg in der Verlängerung in Bonn nach bereits 10 Punkten Rückstand. Coach Vidorettas Bank erzielte 51 Punkte. 

In der Runde der letzten 16 traf Teneriffa auf Newcomer Promitheas Patras. Das Hinspiel verlor Iberostar in Patras mit 12. Kein Team schaffte es in der BCL jemals nach einem Rückstand von mehr als 10 Punkten ins Viertelfinale. Im Rückspiel taten die Kanaren aber genau das. 

 

Hapoel Bank Yahav Jerusalem: Jerusalem sieht seit Beginn wie der Favorit aus. Und das in der schwierigen Gruppe C. Hapoel besitzt vier der athletischsten Big-Men der Liga und ist das beste Rebounding-Team der BCL. AEK wurde am ersten Spieltag besiegt. Danach gab es nur zwei Niederlagen - gegen Antwerpen und zuhause im Rückspiel gegen AEK. Das Highlight der Saison war das 104:89 gegen Brose Bamberg. 

In der Runde der letzten 16 wartete  Neptunas Klaipeda. Das litauische Team hatte keine Chance und verlor in der Endabrechnung mit 32 Punkten. TaShawn Thomas schaffte es ins Team der Runde der letzten 16 mit 13.5 Punkten und 7 Rebounds bei 65% aus dem Feld.

 

Statistiken

Hier zeigt sich ein Kontrast. Teneriffa ist das effizienteste Team der BCL. Kein Wunder, dass sie das Shot-Chart dominieren mit acht von elf Zonen - sieben davon sind extrem effizient im Hinblick auf Punkte pro Wurf. Die Mitteldistanz vom linken Flügel sollte von Coach Txus Vidorreta nicht oft genutzt werden. 
Jerusalem hat zwei effiziente Zonen, in denen sie besser sind. Der Kontext bei diesen Zahlen ist die Stärke der jeweiligen Gruppe. Teneriffa trifft den Ball gegen jede Defense - auch in der ACB gegen Barca oder Baskonia. Fraglich ist, ob sie in der Gruppe C die gleichen Werte aufgelegt hätten. 

Pro Spiel

Iberostar Teneriffa: 81.3 points,11.4 turnovers, 48.7 FG%, 37.2 3P%, 75.9 FT%

Hapoel Jerusalem: 89.7 points, 12.2 turnovers, 48.3 FG%, 37.5 3P%, 77.5 FT%.

Advanced

Iberostar Teneriffa: 119,6 ORtg, 98.5 DRtg, 57 eFG%, 15.2 TOV%, 57.1 Reb%, 34.3 OReb%, 71.4 AST%.

Hapoel Jerusalem: 119.3 ORtg, 102.3 DRtg, 56 eFG%, 14.3 TOV%, 55.2 Reb%,  34.4 OReb%, 66.5 AST%.

Die statistischen Profile stellen einige Thesen zu beiden Teams schon infrage. Teneriffa ist als offensiver Gigant bekannt, der den Dreier oft und gut wirft. Die Zahlen zeigen jedoch, dass Jerusalem trotz aller Werte im Shot-Chart besser von außen trifft und beide Teams im FG% gleich auf liegen. Teneriffa ist jedoch noch immer Nummer eins im eFG%.

Werden zehn Experten gefragt, welches Team besser reboundet, sage alle zehn Jerusalem. Allerdings führt Teneriffa die Liga in OReb% an. 

Amar'e Stoudemire schnappt sich alle drei Minuten einen Rebound

Rebounding und Shooting wird die Serie entscheiden. Jerusalem erlaubt unter allen Playoff-Teams die meisten Dreierversuche, aber auch die niedrigste Quote. Somit trifft das Team, das die schwächste Quote aus der Distanz erlaubt auf das Team, das von außen am effizientesten ist. Das beste Offensive-Rebound-Team (Jerusalem) trifft auf das beste Defensive-Rebound-Team (Teneriffa).

Das Personal

Iberostar Teneriffa: Txus Vidorreta hat die produktivste Bank der BCL zur Verfügung. Die Rotationen sind konstant, bis auf den Weggang von Starter Thad McFadden. Tim Abromaitis und Javier Beiran sind die einzigen Bankspieler mit über 20 Minuten. Im vierten Viertel lässt Teneriffa etwas von der Stringenz ab und erlaubt sich die Freiheit, ganz nach Spiel zu antizipieren. Ferran Bassas und Nicolas Brussino stehen oft in der Schlussphase auf dem Feld. Nachverpflichtung Davin White hat sich in die Rotation von 12 Spieler eingefunden. 

Schlüsselspieler: Tim Abromaitis, Colton Iverson und Sebastian Saiz führen das Team in Punkten an mit jeweils 10+ Punkten in 16 bzw. 16 Minuten Spielzeit. Die Spielzeit und Rotation ist gleichmäßig verteilt. Ein Mantra des Teams, das auf Tiefe und Flexibilität setzt. 

Der Alphatier ist Tim Abromaitis. Der 2-Meter-Mann (6'8") kann diverse Rollen füllen und von Guards bis Forwards alles verteidigen. In der Offensive ist er gut im Umschaltspiel, kann aber auch als Spielgestalter im Pick'n'Roll agieren und bewegt sich wie ein Guard. Dreier aus der Ecke sind eine Spezialität von Teneriffa und seine Fähigkeit, über kleinere Gegner zu werfen oder den Closeout zu attackieren sind essentiell. Er ist einer der am schwierigsten zu verteidigenden Spieler in der BCL. 

Hapoel Jerusalem: Coach Kattash fährt eine engere Rotation mit hauptsächlich acht Akteuren. Was mehr an eine Rotation für die Playoffs erinnert. James Feldeine und Da'Sean Butler starten und verteilen ihre Minuten über die ersten drei Viertel. Nur Feldeine sieht im letzten noch Spielzeit. Dahinter stehen Chris Johnson und Lior Eliyahu. Ansonsten war jeder mal im vierten Abschnitt auf dem Feld. In neun der 16 Spielen hatten sie nach 30 Minuten zudem schon einen großen Vorsprung.  

Schlüsselspieler: James Feldeine, Tashawn Thomas und Amar'e Stoudemire sind die Top-Scorer des Teams. Stoudemire erzielt 12.4 Punkte on 18 Minuten von der Bank. Tamir Blatt hat sich weiterentwickelt und legt 10.9 Punkte und 7.2 Assists auf. Er ist der Favorit auf die Auszeichnung Bester junger Spieler. Der junge Guard besitzt eine exzellente Spielübersicht. 

Der Star Nummer ein ist aber James Feldeine. Der Mann aus der Dominikanischen Republik trifft 38.5% aus der Distanz (bei 6.5 Versuchen). Teneriffa besitzt gute Verteidiger auf der Flügel und Feldeine wird wohl 80 Minuten in enger Deckung stehen. Seine Reichweite ist ein Vorteil und läuft er heiß, kann er kaum gestoppt werden. 

 

Coaching und Taktik

Die Teamchemie ist für beide Mannschaften wichtig, die als Einheit auftreten und wo jeder Spieler seine Rolle kennt. Was ein Zeichen für gutes Coaching ist. 

Bei Jerusalem sind Blatt und Feldeine die entscheidenden Spieler. Das System dahinter setzt beide in die bestmögliche Position, ihre Stärken auszuspielen. In den folgenden Clips spielt Hapoel "Horns" für Feldeine. Zunächst auf der Weak Side, dann der Strong Side. 

Auch die Lobanspiele auf Josh Owens sind ständiges Repertoire. 

Teneriffa versteht im Gegenzug einiges zum Floor Spacing. Ferran Bassas überzeugt bei Ball-Screens und nutzt jede freie Situation. 

Txus Vidorreta hat seine Stärken nach Auszeiten, wie zu sehen im folgenden Video gegen Nanterre. 

In der Defense wird es ebenfalls eng. Jerusalem muss einen Weg finden, Teneriffas Distanzschützen zu limitieren, ohne damit die Zone vakant zu lassen. Teneriffa muss das Schema immer wieder anpassen und Tamir Blatt aus dem Rhythmus bringen. 

Zusammenfassung

Dieses Viertelfinale hat die Chance, ein Klassiker zu werden. Zwei der besten Teams in der BCL treffen aufeinander. Jerusalem besitzt einen jungen Spielmacher, einen Scharfschützen und eine Armada an athletischen, großen Spielern. Teneriffa hat die Trophäe schon mal gewonnen, ist tief besetzt und kann variabel agieren. 

Der aktuellen Form nach zu urteilen ist Jerusalem der Favorit. Die Qualität und Erfahrung von Teneriffa könnte dies aber negieren. Die Serie wird aus der Distanz entschieden. Schade, dass dieses Duell schon im Viertelfinale ansteht. Beide Teams haben das Zeug, den Titel zu holen.