ANTWERPEN (Belgien) - Die Telenet Giants Antwerpen erleben eine unglaubliche Saison. Das Team von Roel Moors spielt die vielleicht beste Saison der Klubgeschichte.

Seit 2011 dominiert Oostende den belgischen Basketball. In diesem Jahr brach Antwerpen das Monopol des Rivalen auf den Pokal und besiegte Oostende im direkten Duell zum ersten mal seit sieben Jahren. Dazu ist der Kampf um die Meisterschaft offen. In der Basketball Champions League (BCL) ist Antwerpen wesentlich weiter vorgestoßen, als der belgische Meister und trägt nun das Final Four der BCL im Sportpaleis aus; mit der Chance auf den Titel. 

 

Der Weg ins Final Four

Wenn irgendjemand behauptet, er hätte Antwerpens Erfolg vorhergesehen, dann lügt er. In den ersten Spielen mit Siegen und Niederlagen war nicht klar, was dieses junge Team ist. Nachdem sie gegen Hapoel Bank Yahav Jerusalem 101 Punkte erzielten und gewannen, machten sie auf sich aufmerksam. Antwerpens Saison begann allerdings nicht in der regulären Saison.

Die Giants mussten durch die Qualifikation für die BCL. Und selbst nach dem Erfolg gegen Jerusalem verlor Antwerpen den Status als Underdog nicht. Mit einer Bilanz on 7-7 schlugen sie sich in der schweren Gruppe C allerdings bravourös und folgten Jerusalem, AEK und Bamberg in die Playoffs. 

Dort angekommen glaubte niemand an einen Erfolg gegen UCAM Murcia, das nur ein Spiel in der regulären Saison verlor und erfahren war. Das Team von Roel Moors, abgeführt von Aufbau Paris Lee, gewann mit +8 in Spanien. Ein Vorsprung, den Murcia im Rückspiel nicht aufholen konnte. Ismael Bako und Jae'Sean Tate brillierten in der Offense und Antwerpen verschaffte sich den Ruf als hart arbeitendes, engagiertes Team. Im Viertelfinale machte der frisch gebackene Pokalsieger kurzen Prozess mit Nizhny Novgorod. 

 

Statistiken

Antwerpen ist in drei Bereichen stark. Auf zwei im REB% (51%), Steals (7.0) und dem Distanzwurf (35%). Dazu stemmen sie die zweitbeste Block-Rate mit 7%.  

In den letzten zehn Spielen ist die Effizienz in Angriff und Abwehr stabil. Antwerpen steht bei 6-4 und signifikante Trends, die Erfolg und Niederlage ausmachen. Pace spielt jedoch eine Rolle, wo die Giants 71.6 Angriffe pro 40 Minuten auf's Parkett bringen. Der Durchschnitt in der Saison lag bei 72. Die beiden schnellsten Spiele (gegen Bamberg und Jerusalem), resultierten in Niederlagen. Immer wenn die die Marke 72 durchbrechen, verloren sie. Liegen sie darunter, stehen sie bei 6-1. 

Die Shot-Map zeigt, dass jede Zone von weit draußen effizient ist. Nur Teneriffa nimmt mehr Würfe von außen. Antwerpen ist jedoch eine große Gefahr, da sie von überall aus treffen. Als Gegenpol fungiert Ismael Bako direkt unter dem Brett mit effizienten Werten ...

... Wie folgend zu sehen. Paris Lee ist ein effizienter Schütze aus dem Dribbling, speziell als ballführender im Pick'n'Roll. Jae'Sean Tate trifft 39% von außen, Dudzinski macht das Spiel breit und Bako fängt Lobs. Hans Vanwijn ist effektiv im Post (High & Low), Tyler Kalinoskis 80% aus der linken Ecke ist stark, wenn auch mit wenigen Versuchen. Der Amerikaner  kann auch ziehen und in der Zone abschließen. 

 

Kader

Dieser junge Kader ist aus vielen Gründen speziell. Coach Roel Moors ist der Favorot auf den Titel Coach des Jahres. Moors war ein Spieler in Antwerpen, dessen Trikotnummer verewigt wurde. Seine Stärken liegen in einer stabilen Struktur, die den Spielern trotzdem erlaubt, ihre Energie zu entfalten. Die Rotation ist strikt, jeder kennt seine Rolle. Im Vergleich zur regulären Saison stehen Victor Sanders und Yoeri Schoepen in der ersten Fünf. 

Bei Sanders hat sich dies bereits ausgezahlt. Der Rookie aus den USA macht die kleinen, aber wichtigen Dinge im Spiel. Hans Vanwijns Rolle hat sich ebenfalls vergrößert. Die drei Hauptprotagonisten sind Ismael Bako, Paris Lee und Tate.  

Telenet Giants Antwerpens beste Aufstellung (Plus/Minus) in den Play-Offs:

Paris Lee, Ismael Bako, Tyler Kalinoski, Yoeri Schoepen, Victor Sanders (Plus/Minus: +11)

In der Saison:

Yoeri Schoepen, Ismael Bako, Tyler Kalinoski, Paris Lee, and Victor Sanders (Plus/Minus: +7)

Tyler Kalinoski zieht zum Korb

Paris Lee, Jae'Sean Tate und Ismael Bako sind somit unser Fokus.

Paris Lee

Vor dem Viertelfinale sprachen wir darüber, dass alles von Lee abhängt. Viel Verantwortung für einen jungen Aufbauspieler in einer neuen Kultur. Lee überzeugt jedoch; vor allem darin, wie er sein Spiel auf die Defense anpassen kann. Der Linkshänder schließt mit rechts ab, wenn die Defense ihm dies gibt. Er trifft tödlich aus dem Dribbling und befreit sich oft mit einem schnellen Crossover aus engen Situationen. Im folgenden Clip kreiert er geduldig seinen eigenen Wurf und nimmt das, was die Defense ihm gibt. 

Lee ist Fokus der Offense und agiert im PnR mit Bako, wie in diesem Clips zu sehen. Die Chemie stimmt zwischen beiden und übt viel Druck auf die Defense aus. Und kommt die Hilfe, findet Lee den offenen Schützen. 

 

Jae'Sean Tate

Nach Lee ist Tate der nächste kreative in der Offense. Der 1.93m Guard ist nicht groß, dafür aber ein explosiver Athlet mit einem schnellen Wurf. 39% aus der Distanz binden den Verteidiger eng, was Tate oft den Zug zum Korb ermöglicht, wo er abschließen kann. 

 

Ismael Bako

Bako ist der größte Jung-Star von allen. Sein Motor und seine Athletik sind fulminant. Offensiv ist er als Abroller gefährlich. Defensiv ist er der Anker. Bako verteidigt im Post und ist effektiv im PnR. Seine Mobilität erlaubt Moors, die Defense gegen PnR anzupassen, wenn immer es nötig ist. Im ersten Clip verteidigt er das Pick'n'Pop (PnP) und kann vor Delroy James bleiben. Im zweiten Clip fungiert er im harten Hedge gegen das PnR. 

Bako ist zudem ein exzellenter Shot-Blocker der Antwerpen mit ausreichend Rim-Protection versorgt.  

 

Tactik

Wie die Rotation besitzt auch die Taktik eine klare Struktur und Konstanz. Allerdings erlaubt sie auch freies Spiel für dieses junge Team - vor allem im Umschaltspiel. Im Halbfeld warfen wir bereits einen Blick auf Moors' Taktik:

Antwerpen spielt schnell und flüssig mit einer menge Platz und viel Drive-and-Kick. Dank der guten Teamchemie wird immer ein freier Mitspieler gefunden.  

Was ebenfalls überzeugt ist der Rollentausch im Angriff. Im beiden Clips rennt Antwerpen "Zipper" Cut und ein PnR. im ersten ist es Kalinoski mit Bako. Im zweiten Clip ist es Vanwijn, der den Ball im Dribble-Handoff (DHO) an Kalinoski gibt. In beiden Clips ist das Resultat das gleiche. Ein Dreier. 

Hier noch ein standard Spielzug von Moors. Alles startet mit einem Screen-and-Pop, gefolgt von einem Block für den Schützen abseits des Balls, der schneidet und das DHO erhält. 

Up Next

 

Up Next

Iberostar Teneriffa

Teneriffa ist die wohl schwerste Aufgabe für Antwerpen. Jugend gegen Erfahrung, Konstanz und Effizienz gegen Furchtlosigkeit und Unvorhersehbarkeit. Paris Lee, Tyler Kalinoski und Victor Sanders gegen Rodrigo San-Miguel, Ferran Bassas und Nicolas Richotti wird ein Fest. Genau wie Ismael Bako gegen Colton Iverson sowieTeneriffa Flügelspanne gegen Jae'Sean Tate. 

In beiden Final Fours gewann stets der Gastgeber. Rund 18.000 Fans werden Antwerpen anfeuern. Dieses Team abzuschreiben ist ein Fehler. Viele dieser jungen Spieler werden große Karrieren haben. Doch können sie auch im Hier und Jetzt abliefern?