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David Hein's Champions League Home Grown
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Ausleihe nach Kolossos gibt Tsalmpouris Hoffnung bei AEK-Rückkehr

Um die Entwicklung junger, lokaler Talente zu unterstützen, müssen Teams in der Basketball Champions League fünf eigene Nachwuchstalente auf dem Spielbogen melden (bei zehn oder weniger gemeldeten Spielern sind es nur vier Eigengewächse). Viele dieser Spieler werden als Top-Talente in ihren jeweiligen Ländern angesehen. Wir schauen in dieser Saison auf diese Spieler und ihren Fortschritt.

ATHENS (Greece) - Manchmal ist der beste Weg von A nach B durch Punkt C. C war im Falle von Georgios Tsalmpouris die sechsmonatige Leihe nach Kolossos, die ihn nun auf eine feste Rolle beim Champion der Basketball Champions League (BCL) hoffen lässt. 

Der 22-Jährige verhalf AEK in Viertelfinale als großer Spieler von der Bank kommend bei rund 2.2 Punkten, 0.7 Rebounds und 0.5 Blocks in acht Minuten Spielzeit bei elf Partien. Gegen JDA Dijon machte er sein bisher bestes Spiel mit 8 Zählern. 

Gegner haben es gegen Georgios Tsalmpouris nicht leicht

"Wir sind sehr froh darüber, wieder im Viertelfinale zu stehen. Wir haben Konstanz bewiesen. Ich glaube, wir sind eines der Top-Teams im Wettbewerb und schauen mit Spannung auf das, was vor uns liegt," so Tsalmpouris.

Die Vorfreude auf das Final Four könnte beim 2.16m Mann besonders hoch sein. Vergangenes Jahr um diese Zeit spielte er auf Leihbasis bei Kolossos Rodou und verpasste den Lauf seines Teams. 

"Ich habe damals einfach kaum gespielt und sprach mit meinen Trainern. Zusammen entschieden wir, dass es das beste wäre, wenn ich woanders hingehe, wo ich Spielzeit erhalte und Selbstvertrauen sammeln kann. Und so kam die Leihe zustande," erinnert sich Tsalmpouris, der in sechs Minuten Spielzeit nur 2.3 Punkte und 1.0 Rebounds in drei Spielen für AEK produzierte. 


Der Center erhielt seine Chance auf Rhodos und spielte in 15 Partien rund 12 Minuten im Schnitt bei Werten von 4.5 Punkten und 1.9 Rebounds. Gegen Panathinaikos in den Playoffs legte er ein mal 12 Zähler auf.  

"Teil dieses Teams zu sein hat mir sehr geholfen. Ich erhielt wertvolle Minuten und spielte gegen gute Spieler. Ich musste jede Nacht meine Leistung bringen. Dies gab mir einen Schub und nun will ich bei AEK eine echte Rolle einnehmen," resümiert Tsalmpouris die Situation. 

Beim Final Four nur Zuschauer

Weit weg in Rhodos verfolgte Tsalmpouris den Lauf und Titelgewinn seines Teams. Verstimmt hat ihn dies allerdings nicht.  

"Es war nicht schwer für mich, nicht dabei gewesen zu sein. Ich hätte ja eh nicht viel gespielt. Ich war froh über meine Entscheidung, bei Kolossos zu spielen. Ich wusste, dass es das beste für mich war," gibt er zu.   

Tsalmpouris schaute das Final Four zusammen mit seinen Mitspieler in Rhodos und dachte darüber nach, für das Finale nach Athen zu reisen. 

"Ich wäre gern beim Spiel gegen AS Monaco dabei gewesen, konnte es aber nicht einrichten," so Tsalmpouris. "Ich schaute es mir am Fernseher an und freute mich für meine Teamkollegen und Coaches."  

AEK mit der Trophäe nach dem Finalsieg

Tsalmpouris Karriere begann nahe Thessaloniki, in Veroia, seiner Heimatstadt als Sohn eines Ex-Profis und Trainer.  

"Ich begann schon sehr früh. Ich kann mich nicht an eine Zeit ohne den Basketball erinnern. My Vater war ein Coach und ich stand mit zwei oder drei Jahren schon in der Halle," erinnert sich der 22-Jährige. "Ich mochte keinen anderer Sport und meine Familie lebte Basketball. Alle spielten auch selbst. Ich hatte keine Wahl."  

Der Weg in die USA ans College

2014 traf Tsalmpouris eine Entscheidung. Bis dahin wuchs er im Archelaos Pierikos System auf. Tsalmpouris spielte für Griechenland bei der FIBA U16 EM in 2012 und der FIBA U18 EM 2014 und machte einige Colleges aus den USA auf sich aufmerksam. 

"Es war eine schwierige Entscheidung, die ich nicht vorher schon geplant hatte. Binnen weniger Monate ergab sich die Möglichkeit. Schulen waren an mir interessiert und ich dachte darüber nach, drüben den Sport und die Uni zu verbinden," so Tsalmpouris, der sich für die Iowa State University entschied. 

"Es war toll. Wir spielten von 15.000 Zuschauern, die Spiele waren fast immer ausverkauft, egal gegen wen wir spielten. Das war etwas ganz besonderes und ich habe es geliebt," erinnert er sich zurück. Tsalmpouris machte in seinem ersten Jahr 1.4 Punkte und 0.8 Rebounds im Schnitt für die Cyclones. 

Einen Kulturschock erhielt er nicht. Das Wetter machte ihm mehr zu schaffen. 

"Ich kam von einem Ort mit fantastischem Wetter nach Ames, Iowa, wo es im Winter bitterkalt wird. Ich habe mich allerdings daran gewöhnt."

Er gewöhnte sich auch an Siege. Die Cyclones hatten eine Bilanz von 25-9 und schlugen Kansas im BIG-12 Finale für den Titel.  


"Ich habe viele tolle Erinnerungen. Der Sieg im BIG 12-Finale gegen Kansas war sensationell. Das werde ich nie vergessen," gibt Tsalmpouris zu, der in der ersten Runde des NCAA-Turniers mit Iowa State ausschied.   

Darauf folgte die FIBA U19 WM im Juli 2015 in der Heimat in Heraklion.  


"Das war eine tolle Erfahrung vor den griechischen Fans, auch wenn wir keine Medaille holten. Dennoch haben wir unser bestes gegeben," sagt Tsalmpouris, der 3.7 Punkte erzielte, im Halbfinale an den USA scheiterte und das Spiel um Platz drei gegen die Türkei verlor. 

Die Rückkehr nach Hause 

Kurz danach musste der damals 19-Jährige eine weitere schwere Entscheidung treffen. Sein Trainer am College, Fred Hoiberg, ging zu den Chicago Bulls und Tsalmpouris war sich seiner Zukunft ungewiss. 

"Fred Hoiberg wollte mich im Team haben und holte mich rüber. Am Ende des Jahres gab er seinen Abschied bekannt. Unter einem neuen Trainer (Steve Prohm) fühlte ich mich nicht wohl. Ich kannte ihn nicht - er mich nicht. Nach Gesprächen mit meiner Familie entschied ich mich gegen eine Rückkehr nach Ames. Es war nicht leicht."

Iowa States Verlust war AEKs Gewinn. Tsalmpouris stimmt einem Vertrag über fünf Jahre zu.  

"Das war eine große Sache. AEK ist ein historischer Verein - einer der besten in Griechenland - für mich ist es eine Ehre, Teil dessen zu sein. AEK durchlief einige schwierige Jahre mit Abstiegen in die zweite und dritte Liga. Die Leute im Umfeld wollten den alten Glanz zurückholen und ich wollte meinen Anteil geben," so Tsalmpouris.

Sein Beginn verlief jedoch nicht wie erhofft. Tsalmpouris verpasste fast die gesamte Saison 2015-16 aufgrund von Verletzungen. Ein Jahr später zeigte er mehr mit 3.5 Punkten und 1.2 Rebounds in 7.2 Minuten. Inklusive Zeit in der Basketball Champions League.

Georgios Tsalmpouris in Action in der BCL in 2016-17

"Ich erinnere mich daran, sehr nervöse gewesen zu sein da es mein erstes europäisches Spiel war. Als ich dann auf dem Parkett stand war ich voll motiviert und wollte nur mein bestes geben. Daran werde ich mich ewig erinnern."

Spielen mit dem Vorbild

Die Spielzeit 2016-17 bedeutete für Tsalmpouris auch die Chance, mit seinem Vorbild Loukas Mavrokefalidis zusammenzuspielen, der nach einem kurzen Abstecher nach China wieder zurückkehrte.  

"Ein wahr gewordener Traum. Sein Mitspieler zu sein und im Training von ihm zu lernen," schwärmt Tsalmpouris, der viele Aufzeichnungen von Toni Kukoc von seinem Vater gezeigt bekam.  

Mavrokefalidis spielt nicht mehr bei AEK, Tsalmpouris schon - was den Big-Man freut. 

"Ich war sehr froh, zurück zu AEK zu kommen. Ich kannte die Trainer, die meisten Jungs im Team, somit war es nicht schwer für mich. Ich war ja auch nur für sechs Monate weg. Da hat sich nicht viel verändert und ich war sehr aufgeregt," sagt er. 

2018-19 - eine Saison voller Highlights

Die Spielzeit hatte schon einige Höhepunkte für Tsalmpouris. Einer kam im Januar gegen seinen Ex-Klub Kollossos, wo er 15 Punkte, 3 Rebounds und 2 Assists produzierte.  

"Ich habe versucht, es wie jedes andere Spiel zu sehen. Und am Ende war es ein guter Abend. Ich spielte gut ohne das Gefühl haben zu müssen, dass ich etwas beweisen muss," so Tsalmpouris.


Ein weitere besonderer Moment ereignete sich vergangenen Moment, wo Tsalmpouris mit AEK in Rio de Janeiro am  FIBA Intercontinental Cup teilnahm.

“Brasilien war eine tolle Erfahrung. Die Chance, im FIBA Intercontinental Cup zu spielen bekommst du nicht jeden Tag. Vielleicht nur ein mal. Wir waren sehr froh über den Sieg," beschreibt Tsalmpouris den Gewinn des Cups, bei dem er in zwei Spielen 2 Punkte, 1 Rebound und 1 Assist in 14 Minuten auflegte. 

Home sweet Home

Das Duelle mit PAOK in der Runde der letzten 16 der BCL hatte ebenfalls hohen Stellenwert. Nicht nur aufgrund des Umstands "Playoffs". Für Tsalmpouris war es eine Rückkehr nach Hause. 

"Es gab mir eine extra Portion Motivation, in der Nähe meiner Heimatstadt zu spielen. Viele meiner Freunde kamen zum Spiel. Meine Eltern und Familie waren da. Es war aufregend," so Tsalmpouris, der 3 Punkte und einen Block in zwei Spiele beisteuerte. 

Nun ist AEK nur zwei Siege vom Final Four entfernt - was Tsalmpouris' erstes wäre. 

"Es würde mir viel bedeuten, im Final Four zu spielen. Für das Team wäre es zudem besonders zum zweiten mal in Folge. Für mich das erste und warum sollte das nicht gleich erfolgreich sein?"

Tsalmpouris ist noch immer ein Rollenspieler bei AEK. Doch dank seines Umwegs über Kolossos ist diese Rolle nun größer gewachsen. 

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David Hein

David Hein

Walk into the media tribune of any major basketball event and there's a good chance you will come across David Hein. Having covered dozens of FIBA events, including numerous women's and youth events, there are few players Dave doesn't know about, and few players who don't know him. His sporting curiosity means he is always looking to unearth something new and a little bit special. David Hein's Champions League Home Grown is a weekly column digging out the freshest basketball talent in the competition and assessing what the basketball landscape will look like a couple of years down the line.