
Paus Diawara wandelt auf Okobos Spuren
Um die Entwicklung junger, lokaler Talente zu unterstützen, müssen Teams in der Basketball Champions League fünf eigene Nachwuchstalente auf dem Spielbogen melden (bei zehn oder weniger gemeldeten Spielern sind es nur vier Eigengewächse). Viele dieser Spieler werden als Top-Talente in ihren jeweiligen Ländern angesehen. Wir schauen in dieser Saison auf diese Spieler und ihren Fortschritt.
PAU (Frankreich) - Wer Digué Diawara nach seinem Idol fragt, wird den Namen Kevin Durant hören. Wenn es aber darum, in jemandes Fußstapfen zu treten, wählt der Forward von Pau-Lacq-Orthez Landsmann Elie Okobo.
Diawaras Körperbau erklärt, warum der junge Mann mit dem hohen Spannweite NBA-Superstar und Kevin Durant als Vorbild hat. Wie der zweitmalige Finals-MVP zuvor trägt auch Diawara die Nummer 35 auf dem Rücken - sowohl für Pau-Lacq-Orthez, als auch in der Nationalmannschaft.
"KD ist mein Idol, der Typ Spieler, der mich inspiriert. Er kann alles und alles an seinem Spiel sieht weich aus", verrät Diawara.
Digué Diawara
Der 2.04m große Forward zeigt Ansätze einer Veranlagung ähnlich der seines Vorbilds. In der Basketball Champions League erzielt er im Schnitt 3.9 Punkte, 1.9 Rebounds und 1.0 Assists. In der französischen ProA 5.0 Punkte und 3.0 Rebounds.
Die größte Herausforderung in der BCL, so Diawara selbst, sei die Anpassung an die unterschiedlichen Teams und ihre Spielstile. "Nicht jeder spielt den gleichen Basketball."
Für den 21-Jährigen ist es die bereits zweite Saison in der BCL. In 2016-17 lief der im Alter von 18 für ASVEL Lyon-Villeurbanne auf.
"ich habe gelernt, wie wichtig Fokus und die richtige Intensität ist. In jedem Spiel geht es ging erfahrene Spieler", erinnert er sich.
Diawara schloss sich im Sommer Pau und ist froh, dass der Klub in der BCL antritt.
"Ich habe mich gefreut als ich das erfahren habe. In meinem ersten Jahr sammelte ich gerade meine erste Erfahrung als Profi in ASVEL. Ich sah einfach noch nicht viel Spielzeit und konnte es nicht voll erleben", so Diawara.
Paus Kader hat sich über die Saison mit den Verpflichtungen von Justin Dentmon and Eke Ibekwe sehr verändert.
"Sie geben mir Tips, verraten mir ihre Erfahrungen und sagen mir, wie ich mit bestimmten Situationen umgehen muss, um mich zu verbessern."
Über den amerikanischen Lehrer zum Spiel
Diawara begann im Alter von 10 Jahren in Dreux, nahe Paris, mit dem Basketball.
"Ein Lehrer aus Amerika war unser Sportlehrer, dazu spielte mein bester Freund Basketball". erinnert er sich.
Diawara, der aus Mali stammt und eines von sechs Kindern ist, machte Leichtathletik und Judo, bevor er seine Liebe zum Basketball entdeckte. Und verehrte die gleichen Spielen wie die anderen Kinder.
Wer Erste war Michael Jordan, wobei mir mein Vater viel von Magic Johnson erzählte, von seinen Finten und Vorlagen. Einer meiner Trainer zeigte mir dann Kevin Durant. Seither ist er mein Idol. Ich mochte aber auch Kobe (Bryant), (Scottie) Pippen und Tracy McGrady zuschauen."
Geschichte mit der Nationalmannschaft
Diawaras Talent brachte ihn in das Jugendsystem von ASVEL in 2014, nachdem er für Frankreichs U16 Nationalmannschaft auflief und zum ersten Mal seit 2004 die EM gewann. Damals schafften dies Nicolas Batum, Adrien Moerman, Antoine Diot, Abdoulaye MBaye und Alexis Ajinca.
"Das war fantastisch. Mein erster EM-Titel. Wir gewannen jedes Spiel und hatten eine tolle Truppe beisammen. Wir waren wie eine Familie und jeder hatte Spaß", verrät Diawara, der 2.4 Punkte und 2.2 Rebounds im Turnier in Riga auflegte.
Das Team bestand zum Teil aus Killian Tillie, dem MVP des Turniers, Frank Ntilikina, Bathiste Tchouaffe, Yves Pons und Adam Mokoka.
Diawara spielte im Sommer 2015 nicht für die Nationalmannschaft, die FIBA U18 EM 2016 wurde vom Sommer in den Dezember verlegt. Allerdings mit dem gleichen Resultat - nach dem Team um Batum in 2006 holte Frankreich zum ersten Mal wieder den Titel in der U18.
"Es war eine tolle Erfahrung, auch weil wir uns alle schon kannten und gern miteinander spielten. Es war wie bei der U16" so Diawara, der 6.3 Punkte, 3.0 Rebounds, 1.3 Assists und 1.2 Blocks erzielte.
Herausragend waren Ntilikina, der der MVP des Turniers war, sowie Sekou Doumbouya, der trotz seines jungen Alters von knapp 16 in die All Star Five gewählt wurde.
"Sie waren beide so dominant. Und Sekou war so jung, es war so verrückt ihn so spielen zu sehen", erinnert sich Diawara.
Enttäuschender siebter Platz
Durch den Erfolg nahm Frankreich an der FIBA U19 WM in 2017 teil - der erste Auftritt des Landes in der Klasse seit 2009. Nach drei Siegen ohne Niederlage in der Gruppenphase und einem Erfolg gegen Puerto Rico in der Runde der letzten 16, unterlag Frankreich allerdings im Viertelfinale Kanada.
"Es war enttäuschend", verrät Diawara, der im Turnier 4.9 Punkte und 3.4 Rebounds auflegt. "Wir wollten mehr erreichen. Doch die WM war dennoch eine tolle Erfahrung, auch weil sie in Ägypten war."
Tillie war nach einer Pause zwar wieder an Bord, doch Ntilikina und Doumbouya fehlten. in Eygpt. Dazu war MVP RJ Barrett einfach zu gut. Der NBA-Rookie erzielte 27 Punkte gegen Diawara und Co.
"Wir wussten ja dass Kanada ein gutes Team ist. Sie spielten sehr stark, switchten in der Defense und wir gingen ihnen auf den Leim. Barrett war ihre Anführer", so Diawara.
Im gleichen Sommer, etwas später, spielte er bei der FIBA U20 EM 2017, erzielte im Schnitt 7.1 Punkte und 3.7 Rebounds und wurde Dritter.
Das vergebene Triple
Bei der FIBA U20 EM in 2018 wollte Diawara Geschichte schreiben, auch ohne die alten Weggefährten Ntilikina, Doumbouya, Tillie und Mokoka. Der Jahrgang 1998 wollte die dritte Generation werden, die das kontinentale Triple U16/U18/U20 holt. Zuvor schaffte das das nur Ex-Jugoslawien (mit Milos Teodosic, Milenko Tepic, Nikola Dragovic, Marko Durkovic, Branko Jereminov, Dragan Labovic und Nenad Zivcevic) sowie Litauen dem Jahrgang mit Edgaras Ulanovas, Evaldas Aniulis, Vytenis Cizauskas, Rolandas Jakstas, Deividas Pukis, Dovydas Redikas und Tautvydas Sabonis - Jonas Valanciunas spielte nur im U16- und U18-Turnier.
"Es hätte so viel für unseren Jahrgang und Frankreich bedeutet. Wir wussten, dass wir die erste dritte Generation gewesen währen. Es war unser Ziel, Geschichte zu schreiben", erinnert sich Diawara.
Frankreich verlor in der Gruppenphase zwei Mal, schlug aber Montenegro und Spanien und erreichte das Halbfinale. Dort war gegen Israel mit Yovel Zoosman und Deni Avdija aber Schluss. Im Spiel um Platz drei setzte es gegen Gastgeber Deutschland eine Niederlage.
"Es war frustrierend für mich, da wir im Jahr davor mit dem Jahrgang 1997 ebenfalls im Halbfinale an Israel scheiterten", verrät Diawara, der 10.3 Punkte, 5.1 Rebounds, 1.9 Assists, 1.1 Steals und 1.1 Blocks auflegte. "Das Spiel um Platz drei gegen Deutschland hatten wir unter Kontrolle, verloren am Ende aber. Es war so eng. Es war frustrierend, aber auch eine gute Erfahrung."
Ein Treffen mit Okobo
Die U20 EM 2017 in Kreta brachte eine große Entscheidung mit sich. Diawara, ein Jahr jünger, spielte mit einem der größten Talente des Jahrgangs 1997 zusammen, Elie Okobo. Der aus Bordeaux stammende Okobo spielte seit 2015 für Pau-Lacq-Orthez. Seinen Durchbruch hatte er 2017-18 mit dem Klub und wurde 2018 von den Phoenix Suns in der zweiten Runde des Drafts gezogen.
"Ich traf Elie bei der U20 EM und er war sehr cool. In dem Jahr, in dem er in die NBA ging, spielte er stark in ProA mit Pau. Er ist ein Vorbild für vieler der jüngeren Spieler, da er für sein Alter viel Verantwortung hatte und Spielzeit erhielt", sagt Diawara.
Diawara sah Pau-Lacq-Orthez auch für sich als Chance an und wechselte im Sommer 2018.
"Ich wollte es Elie gleichmachen. Er spielte eine fantastische Saison und bewies allen, dass er den nächsten Schritt machen kann", sagt er.
Diawara und Okobo tauschten sich mehrere Male aus und trainierten in der Heimat zusammen.
"Er gab mir viele Ratschläge und wir spielten Eins-gegen-Eins", so Diawara.
Wechsel nach schwerer Saison
Diawara war froh über den Wechsel nachdem er 2017-18 bei Hyers-Toulon spielte und die Saison mit 7-27 abschloss. Der Klub steig in dem Jahr ab. Ausgeliehen von ASVEL Villeurbanne sollte Diawara mehr Spielpraxis erhalten.
"Es war ein schwieriges Jahr, da ich ganz allein war und schnell wachsen musste. Die Probleme innerhalb des Team halfen da nicht, ich habe aber viel gelernt", so Diawara, der 2.8 Punkte und 1.8 Rebounds erzielte.
Anstatt Abstieg ging Diawara mit Pau-Lacq-Orthez zu einem Team, dass in drei Jahren in Folge in den Playoffs stand.
Diawara in der Basketball Champions League
Vergangene Saison erzielte er 5.5 Punkte und 2.5 Rebounds und erreichte mit Pau-Lacq-Orthez abermals die Playoffs. Wie in den Jahren zuvor war in der ersten Runde aber Schluss. Diawara meldete sich für den NBA-Draft an, zog dann aber zurück.
"Mich anzumelden war mein Ziel, seit ich nach Pau wechselte", verrät er. "Ich erhielt gutes Feedback doch zusammen mit meinem Agenten beschlossen wir, dass es besser sei, wenn ich noch ein Jahr bleiben und in der Basketball Champions League spiele."
Pau-Lacq-Orthez hat keine Chance mehr auf die Playoffs und Diawara nun ein Spiel, in dem er sein Können unter Beweis stellen und sich präsentieren kann.
"Individuell möchte ich den nächsten Schritt gehen und beweisen, dass ich ein höheres Niveau erreichen kann", sagt er.
Fortschritt, der möglich ist, da er dem Werdegang von Elie Okobo folgt.