MADRID (Spanien) - Das Post-up-Spiel ist tot, lang lebe das Post-up-Spiel. Die Zeit des Eins-gegen-Eins Spieler im Post ist vorbei und gerät immer mehr in Vergessenheit. Gekommen ist die Zeit des vielseitigen Big-Man. Ich bin befangen, denn Marc Gasol ist mein Lieblingsspieler. Doch jeder benötigt einen großen Mann in der Mitte, mit einem noch größeren Charakter. Derjenige, der alles zusammenhält, wenn es mal schwierig wird. 

Im Hinblick auf die Basketball Champions League erkennen wir, dass diese Position tief und vielleicht am besten besetzt ist. Ich schrieb bereits über AEK, die Nutzung des Posts und die Rolle von Dimitris Mavroeidis als Spielmacher. Um diesen Punkt zu unterstreichen - 30% aller Assists bei AEK kommen von der Center-Position. 

Natürlich ist der Pass nicht die einzige Fähigkeit, die die Teams von ihren Spielern nutzen. Vielmehr werden unterschiedliche Arten von Big-Men von den Team eineingesetzt. Nicht jeder hat einen Marc Gasol. In Igor Curkovics MVP-Kolumne lassen sich aber drei Big-Men in der Top-10 der Kandidaten finden. Nemanja Radovic (Casademont Zaragoza), Moustapha Fall (Turk Telekom) und Giorgi Shermadini (Iberostar Teneriffa). Drei unterschiedliche Typen die ganz individuell Einfluss auf das Spiel nehmen.

Was ist also das Ziel dieser Kolumne? Um im modernen Basketball zu überleben, müssen sich Big-Men anpassen und weiterentwickeln. In Europa dominieren Guards und Flügelspieler. Folgend finden sich Arten von Big-Men, die diesen Trend durchbrechen können:

Der zu kleine Hustler

Das Paradebeispiel dieser Kategorie ist Jasiel Rivero von San Pablo Burgos, der 10.5 Punkte und 11.5 Rebounds im Schnitt erzielt. Fast alles davon stammt durch Hustle und Energie. Der folgende Clip zeigt, wie er sich einen Offensiv-Rebound schnappt und abschließt. Er setzt sich gegen alle anderen durch. 

Nebenbei: Burgos ist für Liebhaber des Post-Plays das richtige Team mit Goran Huskic, Augusto Lima und Earl Clark. 

Der Bewegliche

Auch Iberostar Teneriffa hat den Anteil an Assists von der Center-Position aus erhöht (14.5% gegenüber 8.6%). Was zum großen Teil an Giorgi Shermadini liegt. 

Einige seiner Abschlüsse in der Zone grenzen an Magie. Im folgenden Clip erkennt er das frühe Double-Team sowie den Block für seinen Teamkollegen auf der anderen Seite, den er umgehend anpasst. 

Der Fokus in der Mitte

Moustapha Fall kommt dem klassischen Center der 90er am nächsten. Der 2.18 Meter Fall erzielt im Schnitt 12.7 Punkte, 6.7 Rebounds und 1.7 Blocks. Bekommt er den Ball im Post, ist er fast nicht mehr aufzuhalten. Oft schicken Teams das Double-Team. 

Wie Shermadini ist Fall ein sehr guter Passgeber. Seine Fähigkeit, regelmäßig das Doppeln zu forcieren, ermöglicht RJ Hunter und Muhammed Baygul viele freie Würfe. Im folgenden Clip ist es einzig seine Präsenz im Post, die die Defense heranzieht und Hunter einen freien Dreier ermöglicht. 

Der Smooth Operator

Miro Bilan spielt anders als einige andere Spieler in dieser Liste nicht seine erste BCL-Saison. Der 2.13 Meter Kroate spielte für SIG Strasbourg und punktete zweistellig. Dieses Jahr geht er noch einen Schritt weiter und macht 12.3 Punkte, 5.3 Rebounds und 1.3 Assists für Dinamo Sassari. Der folgende Clip zeigt seine exzellente Fußarbeit und sein weiches Händchen beim Abschluss am Brett.   

Der Vollstrecker

David Kravish wirkt auf den ersten Blick, als würde er keinen Spaß verstehen. Er attackiert das Brett, rollt immer gut zum Korb und schließt ab, wenn er den Ball bekommt. Selten würde er als vielseitig bezeichnet werden. In seiner Rolle bei Manresa und Coach Pedro Martinez blüht er aber genau so auf. 10.3 Punkte und 7.3 Rebounds sind zu erwarten. 2.7 Assists sind neu und lassen vermuten, dass Kravish sein Spiel erweitert hat. 

Anders als Shermadini und Fall ist Kravish unter Martinez ein Passgeber, der sich aufdreht und so offene Mitspieler findet. Er ist kein Schütze von außen, was ihm am Perimeter Platz gibt, da die Defense absinkt. Seine Pässe daraus finden aber immer wieder den freien Mitspieler, seine Hand-offs kreieren oft direkte Aktionen.   

Alec Brown (Nizhny Novgorod) und Zach Hankins (Era Nymburk) hätten es ebenfalls verdient, auf dieser Liste zu sein.  Über Nemanja Radovic (Casademont Zaragoza), Stephen Zimmerman (Telekom Baskets Bonn), Jerai Grant (Strasbourg), oder Shevon Thompson (Filou Oostende) gilt es auch zu sprechen. 

Die Lise ist lang und zeigt, dass sich die Big-Men in der Liga weiterentwickeln und immer mehr auf den modernen Zug aufspringen. Team implementieren ihre Center auf Basis der Stärken und ziehen daraus ihren Nutzen. 

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