08 Oktober, 2019
04 Oktober, 2020
17/03/2020
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"Werfer werden weiter werfen" und Burgos' Benite wird essen, schlafen und Basketball träumen

BURGOS (Spanien) - Selbst inmitten einer noch nie da gewesenen Situation und dem ersten Wochenende in Quarantäne aufgrund COVID-19 sind die Prioritäten für einen Shooter wie Vítor Benite mehr als deutlich.

"Gesund essen, Liegestütze oder andere mögliche Übungen machen und vor allem viel Basketball schauen. Ich schaue den Dreier-Wettbewerb an, den Larry Bird damals gewann. So vergesse ich nicht, wie ich zu werfen habe", beschreibt der Guard von San Pablo Burgos gegenüber championsleague.basketball seinen Alltag im Ausnahmezustand. 

The coach gives me more minutes and lets me do different things, so I play more pick and roll, I have the ball in my hands, I am not just coming out of staggers and pin downs to shoot the ball - Vítor Benite


Die lange Liste an Unsicherheiten, hervorgerufen durch die Pandemie, wird zwar von Tag zu Tag länger, ein Benite der vergisst wie er wirft, gehört jedoch nicht dazu. 

Zum Zeitpunkt des vorläufigen Stops der Basketball Champions League-Playoffs führte der Nationalspieler Brasiliens sein Team im durchschnittlichen Effizienzwert sowie in den Punkten an. Benite trifft außergewöhnliche 46 Prozent aus der Distanz, der beste Wert unter allen Spielern die im Schnitt mehr als sechs Versuche von weit draußen haben.


"In anderen spanischen Teams erhält ein Werfer wie ich es bin oft nur einige wenige Möglichkeiten. Wenn du deine Würfe nicht triffst, wirst du nicht viele Minuten sehen", so Benite. 

"Generell hat jeder Spieler in einem spanischen Team sein Rolle, aus der es schwer ist, auszubrechen. In Murcia hatte ich beispielsweise nur einige wenige Situationen, in denen ich punkten konnte. Ich spielte kein Pick'n'Roll, brachte den Ball nicht im Fast-Break oder spielte im Eins-gegen-Eins. 

When we qualified to the BCL the city went crazy, you could see in everybody's faces in the street how happy they were - Vítor Benite


Benites Werte sind im Vergleich zum vergangenen Jahr bei Burgos in allen Bereichen gestiegen. Umso stärker noch im Hinblick auf seine drei Jahre bei UCAM Murcia, darunter die 2017-18-Saison, wo er in der BCL spielte.

"Coach [Joan Peñarroya] gibt mir mehr Minuten und lässt mich auch andere Dinge machen. Ich spiele mehr Pick'n'Roll, ich habe den Ball in den Händen und bekomme diesen nicht nur aus einem für mich gestellten Block heraus. Dies gibt mir ein besseres Gefühl in unterschiedlichsten Situationen, da ich ein besseres Gefühl für den Ball habe", erklärt der Brasilianer.   


Murcia erreichte 2018 das Final Four und unterlag im Halbfinale nur knapp dem späteren Meister AEK. Benites wertvolle Erfahrungen aus dieser Zeit machen ihm zu einem idealen Experten für Burgos' Potenzial, das über die Qualifikation den Sprung bis ins Viertelfinale schaffte. Wohlgemerkt in der ersten internationalen Saison. 

"Als wir uns qualifizierten spielte die Stadt verrückt. An den Gesichtern war die Freude zu erkennen", erinnert sich Benite. 

We were used to playing ACB games in a packed gym, but we never thought that we would have 10,000 people in the stands twice a week, at every game - Vítor Benite


"Burgos hatte schon vorher Basketballteams, doch dieser Klub ist sehr jung, er ist seit einigen Jahren im Geschäft, somit erwartete niemand eine solch frühe Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb.   

"Noch unglaublicher ist aber was danach passierte. In der ACB waren wir gewohnt, vor einer vollen Kulisse zu spielen. Wir haben aber nie gedacht, dass wir zwei Mal pro Woche vor 10.000 Zuschauern antreten."


"Diese Stadt ist nicht daran gewöhnt, ein Team zu haben, dass in den Playoffs, in Europa in einem großen Wettbewerb spielt. 

Alles ist eine große Party. Gewinnen wir sind alle glücklich, verlieren wir ist jeder glücklich, da wir unser bestes gegeben haben.

Dies ist eine besondere Situation zwischen Klub und Stadt, vielleicht sogar einzigartig in Europa."

Our club and our president has huge ambitions, he wants to win the BCL and he wants us to be in the ACB play-offs, he is always thinking big - Vítor Benite


Die Fans von Burgos haben sich in kürzester Zeit einen Ruf als eine der besten Kulissen Europas aufgebaut. Die Unterstützung für das Team in beiden Wettbewerben scheint daher im Nachgang also nicht allzu überraschend.  

Für Benite war das Weiterkommen in der Runde der letzten 16 gegen Dinamo Sassari auch keine große Überraschung. 


"Ich war gar nicht überrascht, sondern begeistert. Mir war schon vorher bewusst, was für ein Team wir haben. Schon im Sommer nahm ich an, dass wir die Playoffs erreichen werden und es vielleicht ins Final Four schaffen", gibt der 30-Jährige zu. 

"Natürlich sind es zwei unterschiedliche Dinge - das Potenzial zu besitzen und es tatsächlich umzusetzen. Wir mussten durch alle Phasen der Saison hindurch und immer den richtigen Schritt nehmen. 

In this stage of the competition you get to play the best teams and this is what is nice about it, if you want to compete at the highest level you have to play against the best - Vítor Benite


"Der Klub hat große Anstrengungen unternommen, gute Spieler zu verpflichten und eine exzellente Struktur aufzubauen. Der Klub und unser Präsident haben große Ambitionen. Er möchte dass wie den BCL-Titel holen und die ACB-Playoffs erreichen. Er denkt immer groß. 

Wir wissen dass die Fans uns unterstützen werden, egal was passiert. Das ist wirklich unglaublich. Der größte Druck kommt also von uns selbst, denn wir wissen, was wir als Team erreichen können."


Zum aktuellen Zeitpunkt ist ungewiss, wann die Saison weitergehen wird. Gewiss ist hingegen die nächste Hürde. Burgos trifft im Viertelfinale auf Hapoel Bank Yahav Jerusalem, einen der Top-Favoriten mit Heimrecht im direkten Duell.

Für die Fans ist dies ein äußerst attraktives Matchup. Auch für den Basketball-Junkie Vitor Benite.

There are some coaches, especially now with the FIBA windows, who complain about having too many games and too much travel and this and that but hey, what makes us basketball players is playing games, not practicing endless hours every day - Vítor Benite


"Derzeit erleben wir eine schwierige Phase ohne Training ... ohne alles wirklich. Jeder von uns muss mental stark bleiben, sich fit halten und bereit sein, sollte es in ein paar Wochen weitergehen", attestiert der Guard. 

"Wenn die Serie dann aber losgeht, wird sie richtig gut. Für beide Seiten, denn auch Jerusalem spielt gern schnell und wirft viele Dreier." 


"Ich freue mich darauf, gegen eines der besten Teams im Wettbewerb anzutreten. Und sollten die Playoffs weitergehen, werden das fantastische Spiele sein. 

Wir wissen, dass wir unsere beste Defense spielen müssen um ihre Stärken zumindest einzudämmen. Hapoel hat so viele gute Offensiv-Spieler. Für die Fans wird das ein tolles Duell - wenn sie denn zuschauen können. 

Zu diesem Zeitpunkt des Wettbewerbs spielst du gegen die besten Teams, das macht es so toll. Und wenn du auf höchstem Niveau spielen willst, musst du gegen die Besten ran."

 

Playing basketball is what I love to do and being tired is part of that, otherwise I would not be a competitive player - Vitor Benite


Benites Eifer, gegen die Top-Teams anzutreten ist nachvollziehbar für alle, die verstehen, wie sehr er das Spiel liebt und wie er seine Rolle darin sieht. Obwohl seine Saison schon im Sommer begann mit der FIBA WM in China mit Brasilien, lamentiert Benite nie darüber, spielen zu müssen. 

"Natürlich ist es manchmal schwieriger, da ich erschöpft bin. Dennoch ist es die falsche Herangehensweise, sich gegenüber den Medien oder Fans darüber zu beschweren", sagt Benite. 


"Als Spieler musst du dafür bereit sein. Wir trainieren hart dafür, sodass wir in diesen Momenten körperlich und geistig fit sind.

Einige Trainer beklagen die Anzahl an Spielen, vor allem mit den FIBA Qualifikationsfenstern, und das viele reisen. Am Ende machen wir das aber, um Basketball zu spielen und nicht etliche Stunden am Tag zu trainieren.

Wir spielen für unsere Fans, das ist unser Job. Wenn Zeit gekürzt werden muss, dann doch bitte vom Training und anderen Dingen, nicht aber von den Spielen. Weniger trainieren, mehr spielen. Ich liebe es zu spielen und müde zu sein gehört einfach dazu. Andernfalls wäre ich kein Wettkämpfer."