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01/11/2019
David Hein's Champions League Home Grown
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Sedekerskis' Reise weg und zurück nach Klaipeda

Um die Entwicklung junger, lokaler Talente zu unterstützen, müssen Teams in der Basketball Champions League fünf eigene Nachwuchstalente auf dem Spielbogen melden (bei zehn oder weniger gemeldeten Spielern sind es nur vier Eigengewächse). Viele dieser Spieler werden als Top-Talente in ihren jeweiligen Ländern angesehen. Wir schauen in dieser Saison auf diese Spieler und ihren Fortschritt.

KLAIPEDA (Litauen) - Vieles ist für Tadas Sedekerskis bei Neptunas Klapeida vertraut. Nicht nur dass das junge Talent nah an der Heimat spielt, er steht auch mit einigen seiner engsten Freunde auf dem Parkett.

Sedekerskis ist eine Leihgabe aus Saski Baskonia. Der 21-Jährige freut sich auf die Chance zu zeigen, was er kann - auch in der Basketball Champions League.

"Es gibt viele sehr gute Spieler in der BCL, das hilft mir, mich zu vergleichen," so Sedekerskis, der in zwei Spielen im Schnitt 4 Punkte und 2.5 Rebounds erzielt. "Ich muss noch viel lernen. In jedem Spiel kommt etwas neues dazu, ich erhalte auch Spielzeit und kann so aus meinen Fehlern lernen."


Sedekerskis hat bisher 40 Minuten absolviert, was ihm natürlich gefällt.

"Wir sind Spieler und wollen spielen. Natürlich ist das Training wichtig und ich hatte das auf einem hohen Level, mit guten Coaches und der besten europäischen Liga. Doch ich möchte auch Erfahrung auf dem Parkett sammeln," erzählt Sedekerskis.

 

Litauen hinter sich lassen

Der 2.04m große Small Forward wird erst im Januar 22 Jahre alt. Und trotzdem ist es lange her, seitdem Sedekerskis zum letzten Mal im Westteil Litauens, seiner Heimat war. 

In 2013, im Alter von 15 Jahren, unterschrieb er bei Baskonia. Sein Talent und Potenzial waren ersichtlich. Er spielte in allen Turnieren wie dem Jordan Brand Classic, Basketball Without Borders Global Camp und dem FIBA European U18 All-Star Game bei der FIBA EuroBasket 2015. Mit 17 gab er sein Debüt in der ACB und absolvierte drei Partien.  

Sedekerskis gehörte zu Baskonias Rotation in 2016-17, spielte in 14 ACB-Partien und erzielte im Schnitt 2.0 Punkte sowie 1.8 Rebounds in 7.5 Minuten. In der EuroLeague sah er 10 Einsätze bei 1.7 Punkten und 0.8 Rebounds bei 6.0 Minuten. Zwar sah er nicht viel Zeit, trat im Training aber gegen hochkarätige Spieler an. 

Sedekerskis lernte viel von Tornike Shengelia

Wir fragten Sedekerskis, von wem er am meisten lernte: "Wir hatten viele herausragende Spieler. Die meiste Zeit verbrachte ich aber mit Tornike Shengelia. Wir haben noch immer Kontakt. Er hat sich immer um die jüngeren Spieler gekümmert und war mit Rat zur Stelle."

Shengelia ist aber nur einer von vielen großen, die in Sedekerskis' Zeit bei Baskonia da waren. 

"Im ersten Jahr war es Shane Larkin, Andrea Bargnani und Adam Hanga. Anschließend Antonio Granger und Marcelinho Huertas. Alles große Spieler, alle hilfsbereit und nie zu streng oder abweisend zu uns jungen."

 

Geduld: Die schwierigste Tugend

Sedekerskis besuchte die Heimat im Sommer und spielte für die Jugend-Nationalmannschaft - in 2013 und 2014 bei der FIBA U16 EM; der FIBA U18 EM in 2015 und 2016 sowie der FIBA U19 Basketball WM in 2017. In diesen Teams war er oft der Anführer und bewies sein Talent.


Zwar lernte er im Training viel von seinen Teamkollegen bei Baskonia, im Spiel umsetzen konnte er dies hingegen selten.

"Die größte Herausforderung ist, Geduld zu bewahren. Was nicht einfach ist, wenn du jung bist," gibt er zu. "Du willst einfach spielen. Du arbeitest und trainierst hart, darfst aber trotzdem nicht spielen. Es war schwer, andauernd auf der Bank zu sitzen. Und dann verlierst du dein Selbstvertrauen."

 

Erste Ausleihe

Im Sommer 2017, Sedekerskis war 19 Jahre alt, wurde er ausgeliehen an Burgos, mit der Hoffnung, mehr Spielzeit und Erfahrung zu sammeln, um so sein Selbstvertrauen wieder aufzubauen. 

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Leider entwickelten sich die Dinge nicht wie erhofft. Er spielte nur 81 Minuten in acht Spielen und erzielte im Schnitt magere 1.6 Punkte und 2.9 Rebounds. Sedekerskis wurde kurz vor Weihnachten wieder ausgeliehen - nach Nevezis in Litauen. 

 

Sedekerskis spielte für Nevezis im FIBA Europe Cup

"Ich habe gelernt, dass nicht alles so passiert, wie du es erwartest", erinnert er sich. "Ich dachteBurgos wäre ein guter Ort für mich. Doch Versprechen wurden nicht gehalten und nicht immer passiert, was du dir wünschst. Das war eine wichtige Lektion für mich."

Sedekerskis sagt, dass die Leihe nach Nevezis im gut tat. 

"Ich konnte nicht zwischen vielen Teams wählen. Nevezis spielte in zwei Ligen. Für mich war das eine gute Erfahrung." sagt er. Sedekerskis erzielte 9.3 Punkte, 4.4 Rebounds und 1.4 Assists in 23 Minuten und über 17 Spiele in der litauischen Liga. 

 


Zudem machte er 9.5 Punkte, 8.5 Rebounds und 2.3 Assists in vier Partien im FIBA Europe Cup, darunter zwei Double-Doubles.  

"Das zeigte mir, dass ich ein Spieler bin, der punkten und rebounden kann. Es zeigte meine Vielseitigkeit und meine Bereitschaft zu kämpfen," so Sedekerskis

Eine Rückenverletzung bremst ihn aus

Vergangenes Jahr war es dann Zeit, nach Baskonia zurückzukehren. Eine Rückenverletzung verhinderte aber sein Comeback. Er konnte erst im März wieder spielen und absolvierte nur 64 Minuten in neun Spielen in der ACB bzw. fünf Minuten in der EuroLeague. 

 

Nach der Saison lotete Sedekerskis seine Optionen aus. Sein Potenzial brachte ihn im Alter von 15 Jahren nach Spanien. Er gab mit 17 sein Debüt in der ACB und zeigte, dass er mithalten kann, wenn er die Chance erhält. 

Es war an der Zeit, Baskonia zu verlassen, die ihren Kader neu aufstockten. Doch wohin?

 

Der nächste Schritt: Zurück nach Hause

Baskonia und Neptunas konnten sich auf eine Leihe einigen.

"Die Idee dafür kam von beiden Seiten. Es wurde ja immer nach einer Lösung gesucht, doch stets kam etwas dazwischen. Diesen Sommer wollte ich dann zu einem Team, bei dem ich eine wichtige Rolle habe. Neptunas ist ein junges Team und alle Parteien waren daran interessiert, eine Einigung zu finden," erinnert sich Sedekerskis.

Zudem war es eine Rückkehr nach Hause. 

"Klapeida ist meine zweite Heimat. Ich kenne die Stadt und das Team ist eines der besten in Litauen. Und es ist ein guter Ort für junge Spieler." 

 

Keine normale Heimatstadt

Sedekerskis ist nicht aus Klaipeda. Geboren wurde er in Nidam einem Ort mit 2.00 Einwohnern, der auf der Larte nicht gleich zu finden ist. Nida befindet sich auf einer Landzunge in der Ostsee. 

Die kurische Nehrung ist nur 3.8 Kilometer breit und 98 Kilometer lang. Sie ist halb russisch und halb litauisch. Bekannt ist die Nehrung durch die Dünen, die als UNESCO Welterbe eingetragen sind. 

 


Sedekerskis begann mit 6 mit dem Basketball. Es gab keine Halle in Nida, aber eine moderne Einrichtung nicht weit weg, wo er oft spielte. 

Sedekerskis' Eltern erkannten im Alter von 11 das Talent in ihrem Sohn und entschieden sich, ihn in Klaipeda spielen zu lassen, was 50 km entfernt ist. Sein Vater brachte ihn drei Jahre lang zwei Mal in der Woche zum Training. Dann zog der Vater in die Stadt. Am Wochenende waren beide dann in Neda bei der Mutter. 

 

Alte Kontrahenten sind neue Mitstreiter

Es folgte der Wechsel nach Spanien. Nun ist Sedekerskis zurück in der Heimat.  

"Ich habe Litauen mit 15 Jahren verlassen und bin mit 21 zurückgekehrt. Es ist schön, meine Eltern haben mich vermisst, ich habe auch meine Freunde wieder um mich herum. Derzeit ist das der beste Ort für mich," so Sedekerskis.

Er ist nicht nur näher an seiner Familie dran, sondern wieder vereint mit früheren Kontrahenten und Teamkollegen in der Nationalmannschaft. Neptunas hat vier weitere Spieler aus der generation 1998 - Gytis Masiulis, Matas Jogela, Tadas Pazera und Dziugas Slavinskas.

Matas Jogela und Sedekerskis bei der FIBA U18 EM 2016

Als er gefragt wird, wie sich das anfühlt, sagt Sedekerskis: "Mittlerweile ist es nicht mehr komisch. Wir waren unser Leben lang Gegner und spielen nun zusammen."

Sedekerskis und Slavinskas spielten zwar in Kalipeda, Masiulis aber in Kaunas, Pezera in Siauliai und Jogela in Taurage und Vilnius. 

" Nach der vergangenen Saison sprach ich mit Dziugas und Gytis über die Möglichkeit, zurückzukommen. Wir sind nun so viele aus unserer Generation in einem Team, wir könnte eine eigene Nationalmannschaft bilden," lacht Sedekerskis. 

Sedekerskis war Teamkollege von allen in unterschiedlichen internationalen Turnieren: mit Jogela bei der FIBA U18 EM in 2016; mit Pazera bei der FIBA U19 WM 2017; mit Slavinskas in beiden der Teams und mit Masiulis in beiden, plus der FIBA U18 EM 2015.

Gytis Masiulis und Sedekerskis bei der FIBA U18 EM 2016

"Es ist immer gut, mit Jungs zusammenzuspielen, die du schon kennst. Gytis kenne ich seit ich 10 bin," sagt Sedekerskis. "Wir haben alle eine sehr gute Beziehung miteinander. Ich hätte mir niemals erträumen lassen, dass wir alle mal in einem team spielen. Es ist cool."

Familie und Freunde sind. Tadas Sedekerskis sehr wichtig. Und nun hofft er, den nächsten Schritt machen zu können und sein Potenzial endlich ausspielen zu können. 

David Hein

David Hein

Walk into the media tribune of any major basketball event and there's a good chance you will come across David Hein. Having covered dozens of FIBA events, including numerous women's and youth events, there are few players Dave doesn't know about, and few players who don't know him. His sporting curiosity means he is always looking to unearth something new and a little bit special. David Hein's Champions League Home Grown is a weekly column digging out the freshest basketball talent in the competition and assessing what the basketball landscape will look like a couple of years down the line.