08 Oktober, 2019
04 Oktober, 2020
06/01/2020
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Die gesunde Rivalität der DiLeo-Brüder

BONN/VECHTA (Deutschland) - In den ersten drei Jahren der Basketball Champions League spielten schon einige Brüder in der Liga. Die Brüder DiLeo sind allerdings etwas anders, da sie für unterschiedliche Teams spielen. TJ DiLeo ist der Starting Point Guard der Telekom Baskets Bonn und Max DiLeo der defensive Spezialist des BCL-Debütanten RASTA Vechta.

Beide Teams haben in Europa überrascht. Bonn führt die Gruppe D mit einer Bilanz von 6-3 trotz Schwierigkeiten in der BBL an, Vechta steht bei 5-4 in der Gruppe B, darunter ist ein Sieg bei AEK. Beide DiLeos spielen eine große Rolle für ihre Teams.

"Ich habe das Gefühl Bonn spielt besser, wenn sie gut dastehen. Die Energie der Mannschaft ist wesentlich höher, sie spielen mit mehr Selbstvertrauen. Erwischen sie in einem Spiel aber einen schlechten Beginn, wirken sie wie ein komplett anderes Team. Konstanz ist die wichtigste Komponente, selbst wenn es mal nicht läuft, sollte das Selbstvertrauen und die Energie nicht abfallen. Schaffen sie das, werden sie ihr Potential ausschöpfen", so Max DiLeo über Bonns Jekyll and Hyde Saison.

Max DiLeo (RASTA Vechta)

TJ analysiert das Team seines Bruders so: "In jeder Sekunde spielen sie mit vollem Einsatz. Das wird ihnen immer eine Chance auf den Sieg geben. Vechta ist ein Team, das über die Saison hinweg besser wird. In zwei Wettbewerben zu spielen ermöglicht es ihnen, sich noch besser einzuspielen und Erfahrung zu sammeln. Viele Spieler sind neu und lernen noch dazu."

Die Geschichte der beiden DiLeos beginnt in Philadelphia. TJ ist in Düsseldorf geboren und Teil einer Basketballer-Familie. Sein Vater Tony DiLeo, ein US-Amerikaner, arbeitete in den 80ern in Deutschland als Coach. 1990 zog die Familie zurück in die USA und Tony arbeitete erst als Scout für die Philadelphia 76ers und später sogar als General Manager und Head Coach. Max wurde 1993 in Philly geboren. 

 

Liebe für Allen Iverson

Es ist nicht verwunderlich, dass die beiden Brüder schon in jungen Jahren Allen Iverson vergötterten.  

"Die Iverson-Ära war fantastisch. Jeder Spiel war elektrisierend und ein Spaß anzuschauen", erinnert sich TJ. "Der coolste Spieler im Team war Lou Williams. Ein authentischer Typ der in der ganzen Liga respektiert wird."

Auch Max hat tolle Erinnerungen an die Spiele der Sixers. 

"Es war eine wunderbare Erfahrung in der Zeit dort aufzuwachsen und die besten Spieler live zu sehen. Das hat mich und die Liebe zum Basketball geprägt", sagt Max, der fast drei Jahre jünger ist als TJ.

Und während Iverson eine kulturelle Ikone war - vor allem in Philly - standen Michael Jordan und die Chicago Bulls über allem. Selbst für die Söhne des GMs der 76ers. 

 


"Ich habe viele Erinnerungen an diese Zeit. Mein Lieblingsmoment war aber Michael Jordans letztes NBA-Spiel. Es war in Philly und ich war der Balljunge. Es war so cool, ihm beim aufwärmen den Ball zuzupassen, auch wenn er zum anderen Team gehörte", sagt Max lachend. 

"Wir sahen viele Spiele, das letzte Spiel von MJ war aber das Highlight", sagt TJ.

Basketball war immer in der DNA der Familie. Auch die Mutter der Beiden spielte Basketball in Deutschland und war beim coachen der Jungs stärker involviert als Vater Tony, der mit den Sixers oft reiste. 

Unsere Mutter trainierte viel mit uns. Sie war die Trainerin unserer Jugendteams und arbeitete in den Camps, an denen wir teilnahmen. Im Sommer trainierte uns unser Vater. Es ist toll, nach Spielen mit beiden sprechen zu können und ihre Meinung hören", so TJ. 

Auch Max sieht beide Elternteile als großen Einfluss für seine Entwicklung: "Unser Vater arbeite an den fundamentalen Dingen mit uns, unsere Mutter gab uns Selbstvertrauen und lehrte uns worauf es ankommt in Spielen. Noch heute helfen sie uns so sehr und geben uns Tipps. Noch immer sind sie mit uns in der Halle. Papa reboundet, Mama passt uns den Ball. Es ist toll, auf diese Art mit ihnen Zeit zu verbringen."

 

 
TJ DiLeo ging an die Temple University und 2013 nach Deutschland, wo er in der ProA für die Gießen 46ers spielte. Mit ihm stieg der Klub auf. 2016 wechselte er nach Bonn, spielt dort seither und verlängerte seinen Vertrag im Juni bis 2021. 

"Es ist fantastisch zu sehen, wer sehr er sich entwickelt hat und welch große Rolle er einnimmt. Ich schaue zu ihm auf und hoffe, dass ich mich ähneln entwickeln kann", sagt Max über seinen älteren Bruder. 

Max DiLeo verließ 2015 die Monmouth University und begann seine Profikarriere wie sein Bruder in der 2. Liga bei den Rockets Gotha. Nach zwei Jahren wechselte er zu den Rhein Stars Köln und spielte für den Ex-Nationalspieler Denis Wucherer, der TJ in seinen ersten zwei Jahren in Gießen trainierte. Max spielt seit vergangener Saison in der Bundesliga und hat sich als Defensiv-Spezialist eine Namen gemacht, der auf der anderen Seite den offenen Dreier treffen kann. 

 


"Er spielt die Rolle, in der der Vechta ihn benötigt. Energie bringen und starke Defense spielen. Und das macht er bisher sehr gut", attestiert TJ.  

DiLeo vs DiLeo

Weihnachten 2018 brachte einen besonderen Moment für die Familie, denn Bonn empfing Vechta und die Brüder trafen zum ersten Mal in einem Profispiel aufeinander.  

"Ich freute und war nervös. Es fühlte sich komisch an, nicht wie ein normales Spiel. Als es dann anfing, verschwand die Nervosität. Unsere Eltern mögen es nicht, wenn wir gegeneinander spielen, da sie keinen von uns verlieren sehen wollen", sagt TJ, der eine 92:87-Niederlage nach Verlängerung einstecken musste. "Es war enttäuschend, er brüskierte mich nach dem Spiel aber nicht."


"Wir haben in der Verlängerung gewonnen. Es war ein schweres Spiel und wir spielten beide gut. TJ traf den Wurf für die Verlängerung. Ich bin froh dass es so lief da ich möchte dass er gut spielt - was er tat, und wir gewannen am Ende", scherzt Max, der 13 Punkte, 7 Rebounds und 2 Assists auflegte. TJ beendete die Partie mit 9 Punkten, 4 Rebounds und 5 Assists. 

TJs Revanche folgte am Valentinstag 2019, als Bonn in zweifacher Verlängerung In Vechta mit 117:112 gewann und er 16 Punkte und 8 Assists erzielte. 

"Es war schon, sich zu revanchieren. Es war zudem ein wichtiger Moment in der Saison und der Sieg fühlte sich gut an", so TJ.

 


"Natürlich war TJ  extra motiviert, da er sich den ganzen Sommer etwas hätte anhören müssen, wenn er nicht gewonnen hätte. Er machte in fantastisches Spiel und hatte einige wichtige Aktionen, die das Spiel entschieden", sagt Max lachend.

In dieser Saison gewann Vechta erneut das erste Duell mit 95:83. Die Teams treffen sich am 28. April erneut. 

Natürlich will TJ wieder Revanche. Noch immer fühlt es sich für ihn komisch an, auf seinen Bruder zu treffen. 

"Es ist toll und ich werde mich immer an diese Spiele erinnern. Trotzdem fühlt es sich komisch an, da ich ihm normalerweise immer wünsche, dass er Erfolg hat - nur nicht gegen uns", sagt TJ. 

Max genießt die Duelle mittlerweile, auch wenn die Zeit vor den Spielen anders ist als sonst. 

 

“I HOPE THAT WE DON'T PLAY AGAINST EACH OTHER UNTIL AS LATE AS POSSIBLE, I WOULD HATE TO KNOCK (BONN) OUT OF THE COMPETITION EARLY.”- Max DiLeo


"Es ist komisch, aber ich liebe es. In der Woche vor Spielen reden wir normalerweise über die anstehenden Aufgaben. In der Woche vor den direkten Duellen reden wir kaum", so der jüngere Bruder.  

Beide Brüder haben mit ihren Teams in der Basketball Champions League Chancen auf die Playoffs. Würden sie sich gern auch in der BCL duellieren? 

"Da wäre fantastisch. Die Spiele sind ja immer umkämpft. In der BCL stünde aber auch noch mehr auf dem Spiel", so TJ. 

Und Max?

"Ich hoffe wir spielen erst sehr spät gegeneinander. Ich würde ihn ungern früh aus dem Wettbewerb werfen", sagt er lachend. 

Was dem ersten Bruder-Duell in der Basketball Champions League eine ganz neue Dimension geben würde.