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Wie die Nichtnominierung zur U18 Quirin Emanga in Ludwigsburg motiviert


Um die Entwicklung junger, lokaler Talente zu unterstützen, müssen Teams in der Basketball Champions League fünf eigene Nachwuchstalente auf dem Spielbogen melden (bei zehn oder weniger gemeldeten Spielern sind es nur vier Eigengewächse). Viele dieser Spieler werden als Top-Talente in ihren jeweiligen Ländern angesehen. Wir schauen in dieser Saison auf diese Spieler und ihren Fortschritt. 

LUDWIGSBURG (Deutschland) - Quirin Emanga machte schon vor der Nominierung für die deutsche U18 vergangenen Sommer auf sich aufmerksam. Emanga schaffte es nicht ins Team, was ihm als Motivation für seine Saison in Ludwigsburg diente und ihn zu einem Top-Talent und jetzt schon wichtigen Rollenspieler in der Basketball Champions League (BCL) macht. 

Ludwigsburg eröffnete die neue Spielzeit in der Hoffnung, mehr Unterstützung von den jungen Talenten im Kader zu erhalten. Während viele Beobachter einiges vom 21-jährigen Karim Jallow erwarteten, hatten die wenigsten Quirin Emanga auf dem Zettel. Headcoach John Patrick ließ den 18-Jährigen zum ersten mal am 6. Spieltag gegen UCAM Murcia spielen. Acht Tage später spielte er in der Crunch Time für defensive Aufgaben gegen Nizhny Novgorod. 

"Die Trainer hatten mir zuvor verraten, dass ich wohl mehr Minuten sehen werde als sonst," so Emanga, der das Spiel mit zwei Punkten, zwei Rebounds und einem Steal in 15 Minuten Spielzeit beendete. 


Emangas Hauptaufgabe bestand darin, Novgorods Spielmacher Kendrick Perry vor sich zu halten. Mit 1.92m und einer starken Athletik. 

"Mir war klar, dass Kendrick Perry schwierig zu kontrollieren ist. Er ist ein großartiger Spieler," so Emanga. "Ich ging dennoch ins Spiel rein und dachte nur an unsere Taktik und dass es wichtig ist, dass ich alles gebe."

Ludwigsburg gewann 76:74, Jallow machte acht Punkte und holte acht Rebounds, während viele Beobachter mehr über diesen athletischen Youngster, Quirin Emanga, wissen wollten. 

Kameruner Wurzeln

Die Flagge Kameruns ziert Emangas Instagram. Seine Eltern wuchsen beide in West-Zentral-Afrika auf. Nach der Schule zog es sie nach Deutschland zum studieren. Emanga ist in Frankreich zur Welt gekommen, in Wissembourg, direkt an der französisch-deutschen Grenze. Er wuchs zweisprachig auf. Er redet französisch mit seiner Mutter und lernte deutsch im Kindergarten. Derzeit lebt er mit Mama und seiner jüngeren Schwester zusammen. Die Familie zog nach Karlsruhe, wo Emanga im Alter von fünf Jahren mit dem Basketball begann. Zunächst war Judo seine Leidenschaft. 

“PLAYING IN THE BCL HAS BECOME KIND OF NORMAL TO ME SINCE I HAVE BEEN PLAYING MORE AND MORE MINUTES. IT IS AN HONOR FOR ME THAT COACH PATRICK PUTS HIS TRUST IN ME AND I'LL ALWAYS BE READY TO GO OUT AND PLAY MY HARDEST WHEN MY NAME IS CALLED.”- Emanga


"Vor dem Basketball machte ich Judo, das Dojo war direkt unter der Halle. So sah ich die anderen Kinder Basketball spielen und der Sport fing an,
 mich zu faszinieren," erinnert er sich. 

Emanga blieb beim Judo bis er zehn Jahre alt wurde und hörte auf, als seine Familie nach Marbach zog. Nach einem halben Jahr schloss er sich Ludwigsburg an. 

"Ich wusste, dass das Niveau hier wesentlich höher ist", so Emanga.  

Der U16 JBBL Titel


Emanga musste nicht lange auf den ersten Erfolg warten. Porsche BBA Ludwigsburg verhalf er im Mai 2015 zum ersten U16 JBBL Titel nach einem Sieg gegen die Young Dragons Quakenbrück (62-61).

"Das war ein unbeschreibliches Gefühl," erinnert sich Emanga, der sieben Punkte, vier Rebounds und zwei Blocks beisteuerte. "Es war der erste Titel für mich in einer deutschen Meisterschaft. Wir verloren nur ein Spiel. Diese Erinnerung werde ich für immer haben." 

Neben seiner starken Bindung zu Kamerun, wo Emanga vor vier Jahren hinreiste um seine Verwandten zu besuchen, reizte ihn auch die USA. In den Sommern 2014 und 2015 spielte er dort AAU Basketball. 

"Ich mag den Vibe und die Art des Spiels. Ich möchte auch studieren für das Leben nach dem Basketball," gibt Emanga zu, der vorhat, dafür in die USA zu gehen und International Business zu studieren. 

Quirin Emanga (right) erhält in den vergangenen Wochen immer mehr Spielzeit

Und was wäre, wenn es den Basketball nicht in seinem Leben gäbe? "Dann würde ich wohl irgendwo in Deutschland studieren und ein normales Studentenleben führen."

Abseits des Parketts schaut Quirin Emanga gern Serien und verbringt Zeit mit Freunden und der Familie. Und er kocht gern: "Ich glaube ich stelle mich in der Küche gar nicht so schlecht an. Ich koche gern und mir macht es Spaß, neue Gerichte zu lernen."

 

Sein Talent-Level

Emanga hat gelernt, an sich zu arbeiten, gerade durch die andauernden Duelle mit derzeit noch besseren Spielern. 

2015-16 nahm er am U18  Adidas Next Generation Tournament (ANGT) in Kaunas teil. Als 15-Jähriger erzielte er 2.7 Punkte, 2.0 Rebounds, 1.3 Assists und 0.7 Steals in 27 Minuten Spielzeit. 

Im Sommer danach spielte er in kleiner Rolle bei der FIBA U16 EM, wo Deutschland neunter wurde. 

"Das war eine tolle Erfahrung, Deutschland bei der EM zu repräsentieren. Ich hatte eine kleine Rolle im Team, trotzdem hat es mir viel bedeutet," so Emanga. "Es war toll, die besten Spieler in meiner Altersklasse zu sehen. Es half mir, mich selbst einzuordnen und herauszufinden, woran ich arbeiten muss."

Im Februar 2017 machte er eine ähnliche Erfahrung, als Ludwigsburg beim ANGT in Belgrad antrat, wo das Team sensationell dritter wurde. "Was ich dort lernte war dass ich noch härter spielen musste, als in Deutschland. Eben weil die Konkurrenz so stark ist," gibt Emanga zu, der 4.0 Punkte, 2.8 Rebounds, 1.3 Assists und 1.3 Steals auf's Parkett brachte.

 

Auf ein Hoch folgt ein Tief

Quirin Emangas nächstes Highlight war sein BBL-Debüt für Ludwigsburg am 3. Dezember 2017 gegen Göttingen für 1:22 Minuten vor eigenem Publikum. 


“Es war ein super Gefühl," erinnert sich Emanga. In diesen 82 Sekunden war alles überwältigend - das Spiel, die Fans. Das werde ich nie vergessen."

Sein Debüt ereignete sich eine Woche vor dem U18 Camp in Heidelberg. Emanga war einer von 49 Spielern, die sich um einen Platz im Team bewarben. Er schaffte den Sprung nicht, war nicht mal unter den letzten 15 Kandidaten für das Turnier in Lettland. 

 

“Ich denke ich gehörte zu den besten 15 Spielern im Camp, anscheinend stach ich aber nicht genug heraus," so Emanga, der durch die Nichtnominierung auch versäumte, mit Deutschland bei der U19 WM zu spielen.

Dies motivierte ihn nur noch mehr.  

“Das hat mir einen extra Schub gegeben, noch härter an mir zu arbeiten," so Emanga.  

Eine geschlossene Tür öffnet eine andere

Emanga spielte am Ende doch für Deutschland im Sommer - beim 3x3 U18 Europe Cup, in welchem die deutsche Mannschaft das Viertelfinale erreichte und gegen Gastgeber und Champion Ungarn verlor. 

"Ich wusste gar nicht, dass es ein 3x3 Turnier gibt, doch es hat sehr viel Spaß gemacht," sagt Emanga, der mir seinen Teamkollegen aus Lidwigsburg, Lukas Herzog, Nemanja Nadjfeji und Max Stölzel zusammenspielte. "Das war ein tolles Team mit tollen Jungs. Deswegen hat's so viel Spaß gemacht."


Emanga überzeugte im Format 3x3, was immer populärer wird. 

“Das 3x3 ist schneller und physischer als 5x5, das macht's so spaßig," sagt er. "Du hast mehr Platz und es findet draußen statt. Ich würde wieder dran teilnehmen."

Emanga arbeitete zudem hart an seinem Spiel: "Ich habe im Kraftraum geschuftet, weil ich athletischer und explosiver werden wollte."

 

Er ist vielseitig und und athletisch, kann sowohl als Guard und als Forward spielen und liebt Defense: "Ich bin intensiv in der Verteidigung und kann am und auch abseits des Balls spielen. Ich ziehe gern zum Korb um selbst abzuschließen, oder meine Mitspieler zu finden. Mein Wurf hat sich zu einer echten Waffe entwickelt. Ich spiele mehr Pick'n'Roll und lerne, das Spiel besser zu lesen.

Seine Schwächen? "Ich muss tiefer stehen und schneller im Wurf werden. Ich muss ein besserer Spielmacher werden und mehr Aggressivität ausstrahlen, zum Beispiel beim Rebound."

NBBL Triple-Double and drei BBL-Dreier

Seine Arbeit erlaubte ihm, den nächsten Schritt zu machen.  

In der deutschen U19 NBBL erzielt er 17.7 Punkte, 6.3 Rebounds, 3.0 Assists und 2.2 Steals. Er schaffte ein Triple-Double mit 14/10/10, dazu noch fünf Steals und zwei Blocks gegen Allgäu Memmingen.


“Das war mein erstes Triple-Double in der JBBL oder NBBL. Ich habe es zuerst gar nicht mitbekommen, bis mich dann Lukas (Herzog) ansprach," so Emanga. 

Er ist Teil eines interessanten Ludwigsburgers Systems. Während der Klub Karim Jallow als Leihe vom FC Bayern erhielt, werden der 17-jährige Guard Herzog sowie der 16-jährige Ariel Hukporti intern entwickelt. Hukporti spielte bereits in der BCL, bevor er sein BBL-Debüt gab. 


"Es ist toll mit ihnen zu spielen. Sie machen das Spiel so einfach für mich, speziell Ariel mit seiner Größe und Athletik. Lukas' Wurf ist grandios. Jeder Spieler auf dem Feld hat seine Rolle und ist wichtig für das Team."

Emanga spielte auch in der Regionalliga Baden-Württemberg und macht dort 12.7 Punkte im Schnitt in 12 Spielen. Eines dieser Spiele fand am 15.12. in Möhringen, südlich von Stuttgart statt. Emanga machte 17 Punkte (und drei Dreier) beim 93:92. Die Partie begann um 17 Uhr. Anschließend hetzte er zurück um pünktlich bei Spiel der MHP Riesen gegen Crailsheim um 20:30 Uhr zu sein. Coach Patrick ließ Emanga 22:33 Minuten spielen (Bestwert). Der machte neun Punkte (Bestwert) bei 3-von-3 Dreiern, dazu drei Rebounds und drei Steals. 

"Das war ein verrückter Tag. Erst das knappe Spiel in Möhringen und dann das BBL-Spiel, in dem ich lange spielen durfte, sogar in der Crunch Time. Sowas hätte ich mir nicht erträumt."

In der easyCredit BBL erzielt er im Schnitt in vier Spielen 2.3 Punkte, 1.0 Rebounds und 1.8 steals in 11 Minuten Spielzeit. In der BCL sind es ähnliche Werte. 

"In der BCL zu spielen, ist normal geworden," sagt er. "Für mich ist es eine Ehre, dass Coach Patrick mir so sehr vertraut und ich werde immer bereit sein, sollte ich meinen Namen hören. Mein Ziel ist es, weiter so hart zu spielen und noch selbstbewusster zu werden."

 

Es ist mittlerweile 2019 und Emanga hofft auf den nächsten Schritt.  

"Für mich persönlich ist die Spielzeit toll. Die Jugend spielt in der NBBL stark und ich durfte in der BCL und BBL spielen. Als Team haben wir unsere Probleme in der BCL. Ich werde aber immer alles geben und jede einzelne Minute bestmöglich nutzen," so Emanga. 

Minuten, die er bei der FIBA U18 EM 2018 nicht erhielt; was ihn motivierte, den nächsten Schritt einfach selbst zu nehmen. 


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(photo credit: Sascha Walther - Sport-Px.de)

David Hein

David Hein

Walk into the media tribune of any major basketball event and there's a good chance you will come across David Hein. Having covered dozens of FIBA events, including numerous women's and youth events, there are few players Dave doesn't know about, and few players who don't know him. His sporting curiosity means he is always looking to unearth something new and a little bit special. David Hein's Champions League Home Grown is a weekly column digging out the freshest basketball talent in the competition and assessing what the basketball landscape will look like a couple of years down the line.